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Produkt- und Leistungsgarantien richtig bewerten

Nach Jahren des Booms in der Photovoltaik und starkem Ausbau der Produktionskapazitäten verschärft sich derzeit der Wettbewerb. Anbieter versuchen, sich durch verbesserte Angebote von der Konkurrenz abzuheben, um in einem Markt zu bestehen, in dem das Angebot die Nachfrage deutlich übersteigt. Für Kunden haben sich dadurch die Garantieleistungen in den letzten Monaten stark verbessert – in vielen Fällen jedoch nur vermeintlich.

[1]2010 gewährten die meisten Anbieter höchstens fünf Jahre Produktgarantie sowie  eine 2-stufige Leistungsgarantie: Bis zum 12. Jahr der Betriebsphase werden 90 Prozent der Mindestleistung garantiert, danach 80 Prozent bis zum 25. Jahr. Heute dagegen erhält der Kunde häufig eine lineare Leistungsgarantie über 25 Jahre und 10 Jahre Produktgarantie, teilweise sogar mehr. Allerdings sollte man sich von den tollen Zahlen nicht blenden lassen. Ebenso wie bei den Produkten selbst ist die Qualität der Garantie entscheidend. Doch wie erkennt man diese?

 

Fragen, die man sich stellen sollte

Zunächst sollte man den Blick auf das Unternehmen richten, das die Garantie gewährt. Ist es schon seit Jahrzehnten am Markt und kann aus Erfahrung einschätzen, was gute Produkte und Komponenten bei Photovoltaikmodulen ausmacht? Hat es die Möglichkeit, auf Erfahrungswerte aus vielen Megawatt oder gar Gigawatt verkaufter Modulleistung zurück zu greifen und so die Risiken richtig einzuschätzen, die während der Garantielaufzeit entstehen? Auch die Frage nach dem Gerichtsstand sollten sich Anlagenbesitzer stellen: Kann ich mein Recht gegebenenfalls vor einem deutschen Gericht einfordern oder sitzt der Garantiegeber im Ausland, und das dortige Landesrecht ist ausschlaggebend? Wie groß ist das Eigenkapital des Lieferanten und wie werthaltig sind die Garantien dadurch? Vertreibt der Anbieter Module vieler Lieferanten und erreicht dadurch eine gute Risikostreuung oder hängt das Risiko an einem oder wenigen Herstellern? Antworten auf all diese Fragen findet man in den Garantiebedingungen der Anbieter, auf deren Homepages und auch unter www.unternehmensregister.de [2].

Anschließend sollte man den Blick auf die Garantiebedingungen selbst richten. Im Gegensatz zur Gewährleistung, die gesetzlich geregelt ist, sind Garantien freiwillig und unterscheiden sich von Anbieter zu Anbieter. Deshalb sollten Käufer hier nicht nur auf die Laufzeit der Garantien achten, sondern auch prüfen, welche Leistungen sie genau umfassen und wie sie ihre Rechte in Anspruch nehmen können. Die Garantiebedingungen der angebotenen Module erhalten sie bei Ihrem Installateur.

 

Garantieversicherung: Umfang ist entscheidend

Einige Anbieter werben damit, dass die Garantieansprüche über Versicherungen abgedeckt sind. Dabei sollten Interessenten prüfen, ob die Versicherung auch tatsächlich alles umfasst, was in den Garantiebedingungen selbst geregelt ist. Ein besonderes Augenmerk ist hier auf die Laufzeit der Versicherung zu richten, die nicht zwingend der Garantielaufzeit entsprechen muss. Gilt die Versicherung auch im Fall einer Insolvenz des Garantiegebers? Wie ist die Prämienzahlung geregelt? Dies sind weitere Punkte, die man prüfen sollte. Wird die Prämie nicht komplett zu Beginn der Versicherungslaufzeit bezahlt, sondern in regelmäßigen Raten, ist unter Umständen nicht sichergestellt, dass die Versicherung auch im Fall eines Ausfalls des Garantiegebers eintritt.

Ebenso wie bei den Garantiebedingungen selbst ist auch bei Garantieversicherungen wichtig, welches Landesrecht gilt und wo der Versicherer sitzt. In jedem Fall sollten Sie sich vor dem Kauf die Versicherungsbedingungen aushändigen lassen, um prüfen zu können, ob die Entscheidung für das Modul auf Grund der Versicherung die gewünschte Sicherheit bietet. Sich nur auf Prospekte zu verlassen, bringt unter Umständen keine ausreichende Information, um richtig entscheiden zu können.

Nicht zuletzt spielt auch der Installateur eine entscheidende Rolle. Seine Erfahrung mit der Qualität der Produkte und der Garantieabwicklung seiner Lieferanten gibt ein guter Installateur in der Beratung gerne an den Kunden weiter. Abgesehen von Erfahrungen mit Garantiegebern ist auch die Qualifikation des Handwerkers entscheidend: Hält sich der Installateur beispielsweise nicht an Montagevorgaben der Hersteller, kann die Herstellergarantie erlöschen. Deshalb ist es wichtig, auf erfahrene, gut ausgebildete Installationsunternehmen zu setzen, die regelmäßige Schulungen und Seminare besuchen, wie sie manche Händler und Hersteller anbieten.

So ist sichergestellt, dass Installateure stets die neuesten Informationen zur Hand haben, über aktuelle Produkte und rechtliche Regelungen Bescheid wissen und so neben einer hochwertigen Installation auch eine Beratung gewährleisten, die die Investition des Anlagenbetreibers absichert.