Atomdebatte in Deutschland: Kehrtwende oder doch nur Bluff?

Eine Brücke, die eingestürzt ist, würde wohl kaum ein Mensch ernsthaft weiter befahren. Auf eine Brückentechnologie, die eklatante Risiken für Menschen und Umwelt mit sich bringt, verzichtet man dagegen offenbar nicht so leicht. Das zeigt die Regierungserklärung von Angela Merkel, die heute Vormittag im Bundestag für heftigen Streit sorgte.

Während in Japan weiter gegen den drohenden Super GAU gekämpft wird, diskutiert die Politik hierzulande hart über die Konsequenzen, die Deutschland aus der Katastrophe zu ziehen hat. Kanzlerin Angela Merkel will grundsätzlich an der Atomkraft festhalten. Die „Brückentechnologie“ sei notwendig, um Strom „bezahlbar“ zu halten. Zudem gehörten die deutschen Kernkraftwerke „zu den sichersten weltweit“. Merkel sagte: „Ich lehne es auch weiter ab, zwar die Kernkraftwerke in Deutschland abzuschalten, aber dann Strom aus anderen Ländern zu importieren.“ Das müsste sie auch gar nicht, wie das Umweltbundesamt bestätigt: Deutschland könne sofort auf neun Atomkraftwerke problemlos verzichten, ohne auch nur eine einzige Kilowattstunde importieren zu müssen. Jochen Flasbarth, Präsident des Bundesumweltamtes, sagte, dass Deutschland durch überschüssige Kapazitäten in der Stromproduktion ausreichend versorgt sei. Die Lichter werden also keineswegs ausgehen, nur weil risikobehaftete Meiler vom Netz genommen werden. Ein kompletter Ausstieg aus der Atomenergie sei sogar bereits 2017 möglich. Voraussetzung dafür ist nach Meinung Flasbarths ein weiterer Ausbau erneuerbarer Energien und der bereits geplante Ausbau von effizienten Blockheizkraftwerken und Gaskraftwerken.

Ähnlich sieht es das Deutsche Luft- und Raumfahrtzentrum. Eine aktuelle DLR-Studie zeigt, dass der beschleunigte Ausstieg aus dem Ausstieg möglich wäre. Innerhalb eines Jahrzehnts, so rechnet das Institut, können alle Kernkraftwerke durch erneuerbare Energien und den forcierten Ausbau von flexiblen und umweltfreundlichen Gaskraftwerken ersetzt werden.

Die Regierung muss Deutschlands Energieversorgung nun endlich auf Erneuerbare umstellen – die Unterstützung der Menschen wäre ihr sicher. Denn die Deutschen wollen die Umstellung, wie aktuelle Zahlen des ZDF-Politbarometers zeigen: 60 Prozent sind demnach für einen Atom-Ausstieg so schnell wie möglich. Dies zeigt: Wer nach Japan einen Ausstieg mit Augenmaß fordert, verschließt seine Augen vor der Realität.

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