Sonnenstrom dezentral nutzen

In fünf Jahren und damit deutlich früher als geplant will die Wüstenstrom-Initiative Desertec Strom nach Europa liefern. Unabhängig davon, ob dieses Ziel tatsächlich erreicht ist, belegt die Initiative die positive Entwicklung bei erneuerbaren Energien. Auf breiter Front setzt sich die Einsicht durch, dass die Probleme des Klimawandels und des steigenden weltweiten Energiebedarfs nur gelöst werden können, wenn wir auf erneuerbare Energien und damit auf eine umweltfreundliche und sichere Erzeugung setzen. Das Ziel, Strom zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien zu gewinnen, erfordert globale Anstrengungen.

Dachanlage
Solarstrom da nutzen, wo er produziert wird

Der Ansatz, erneuerbare Energien zu nutzen, ist jedoch primär dezentral – hierin liegt einer der wesentlichen Vorteile: Die Sonne scheint mehr oder weniger überall; der erzeugte Strom kann dort eingespeist oder selbst verbraucht werden, wo er erzeugt wird. Diesem dezentralen Ansatz folgt auch das deutsche EEG. Seit 2009 sieht das Gesetz die Förderung des Eigenverbrauchs vor. Bei der lokalen Solarstrom-Produktion spielen zudem Aspekte wie die politische Stabilität einzelner Länder oder Effizienzverluste bei der Übertragung von Strom über weite Strecken keine Rolle.

Die dezentrale Erzeugung von Sonnenenergie führt letztlich auch zu einer Wertschöpfung direkt vor Ort: Durch die Verbreitung der Photovoltaik entstehen bundesweit Arbeitsplätze im Handel, Handwerk und Gewerbe. Auch die Landwirte profitierten von der Photovoltaik. Sie können optimale Erträge erwirtschaften, indem sie Flächen, die agrarisch weniger ertragreich sind, für die Energieerzeugung nutzen.

All dies trägt dazu bei, dass die Photovoltaik ein hohes Ansehen in der Gesellschaft genießt.

Abzuwarten bleibt daher, inwieweit ein zentral ausgerichtetes Projekt wie Desertec wirtschaftlich sinnvoll zum Erreichen der Klimaziele beitragen kann. Wie sehen Sie das Projekt Desertec?

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2 Gedanken zu „Sonnenstrom dezentral nutzen“

  1. Brauchen wir nicht beides, zentrale und dezentrale erneuerbare Energieproduktion? Wenn ich an die Pläne zur Elektro-Mobilität denke und die vielen geplanten Elektro-Autos, frage ich mich manchmal schon, wo all die Energie herkommen soll. Zumal Stromproduktion und -verbrauch ja häufig zeitversetzt stattfindet. Nachts steht mein Elektro-Auto in der Garage und kann aufgeladen werden, aber meine Solaranlage produziert leider gerade keinen Strom. Da ist mir dann dezentrale Solarenergie lieber als lokale Atomenergie. Ich denke, dass sich Desertec-Strom und lokale Produktion von Öko-Strom sehr gut ergänzen können.

  2. Wüstenstrom aus solarthermischen Kraftwerken ist eine feine Sache: für die nordafrikanischen Staaten. Das “Musterländle” der Europäische Nachbarschaftspolitik, Marokko, hat erst kürzlich vorgemacht, das dazu (a) kein Geld aus Europa nötig ist, und (b) sie den Strom für die eigene Entwicklung brauchen

    Link (Stand: 02.08.2010)

    Wie in dem obigen Artikel richtig angesprochen, gibt es beim Stromimport Probleme was Leitungsverluste und politische Stabilität angeht.

    Doch nicht nur die Frage der Stabilität finde ich wichtig, denn stabil sind autoritäre Regime wie Libyen auch. Ich finde auch die Frage nach Menschenrechten & Demokratie beachtenswert. Gegenüber den fossilen Energieträgern (Öl aus Saudi Arabien, Kohle aus Kolumbien, Gas aus Russland) sind die Erneuerbaren Energien auch moralisch sauberer.

    Zwar gibt es auch hier erste Einschränkungen, etwa die Probleme bei “Öko-“Strom aus Palmöl-KWK-Anlagen: Regenwald wird abgeholzt, Monokultur angepflanzt, Plantagenwirtschaft eingeführt mit einem sozialen Standard, der dem von Sklaverei entspricht, das Ganze wenig CO2-arm zu uns verschifft usw.

    Dennoch: Die Parole “Kein Blut für Öl” hieße konsequent angewandt auch “Kein Blut für Wüstenstrom”
    (wenn man “Blut” nicht nur als Metapher für militärische Interventionen, sondern auch für die menschenrechtliche Situation vor Ort interpretiert).

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