Photovoltaikausbau: Die Länder machen’s vor

Kaum füllen der Super-GAU von Fukushima und seine Folgen nicht mehr täglich die Titelseiten der Zeitungen, werden die altbekannten Stimmen in der Regierungskoalition wieder laut, die Photovoltaik zu deckeln oder zumindest eine weitere Reduktion der Einspeisevergütung vorzunehmen. Es scheint schon wieder vergessen zu sein, dass sich Deutschland Anfang 2011 dazu entschlossen hat, aus der Kernenergie auszusteigen und zugleich die Klimaziele, die es sich gesetzt hat, zu erfüllen. Stattdessen wiederholt man auf Bundesebene immer wieder den Vorwurf, dass die einzige Technologie, die ein Umsetzen der Klimaziele in erheblichem Maß bis 2020 möglich macht, noch zu teuer sei.

Wer sich darüber ärgert, sollte einen Blick auf die einzelnen Bundesländer werfen – hier sind die Diskussionen ganz andere. Hier haben die Ministerpräsidenten tatsächlich die Aufgabe zu bewältigen, dass die Atomkraftwerke bis spätestens 2022 abzuschalten sind, und dies erfordert schnelles Handeln. So hat sich z.B. Bayern das Ziel gesetzt, bis 2021 mindestens 50 Prozent des bayerischen Stromverbrauchs aus erneuerbaren Energien zu gewinnen. Der Anteil der Photovoltaik soll dabei auf 16 Prozent beziehungsweise mindestens 14 Gigawatt (GWp) ausgebaut und damit aus heutiger Sicht verdoppelt werden.

 

Ebenso spricht Hessen in seinem Energiekonzept für die Bereiche Energieeffizienz und erneuerbare Energien von 3 bis 6,5 Terrawattstunden Strom, die jährlich von Photovoltaikanlagen erzeugt werden sollen. Das entspricht einer zusätzlich  installierten Leistung von etwa 5 GWp[1] bis 2020. Diese Vorgaben aus dem Jahr 2010 wurden erneut in der Nachhaltigkeitsstrategie 2011[2] bestätigt.

Prozentual gesehen hat Thüringen ein ähnliches Ziel wie Bayern. Hier sollen bis 2020 insgesamt 45 Prozent des Stromverbrauchs aus erneuerbaren Energien gedeckt werden. Im Eckpunkte-Papier der Landesregierung „Neue Energie für Thüringen“ heißt es dazu: “Beim Ausbau der Erneuerbaren Energien kommt der Photovoltaik eine besondere Rolle zu. Die Photovoltaik ist für die Energieversorgung im 21. Jahrhundert eine entscheidende Leittechnologie.“[3]

Ich stelle mir die Frage, ob sich diese Landesregierungen irren können oder aber ob sie nicht besser als Vorbild für andere Politiker auf Länder- und Bundesebene dienen können. Mitunter scheint man hier Angst vor vielen kleinen dezentralen Einheiten zu haben, die nicht von einigen wenigen großen Playern kontrollierbar sind. Es sollte uns darum gehen, für fairen Wettbewerb zu sorgen und das Oligopol der Energieversorgung durch die Erneuerbaren Energien und gerade durch die Photovoltaik zu durchbrechen. Das will eine Mehrheit der Verbraucher. Wenn wir nicht jetzt mit der Umstrukturierung beginnen, werden wir im Jahr 2022 feststellen, dass all die schönen Pläne zur Energiewende nur Schall und Rauch waren.

 


[1] Quelle: Nachhaltigkeitsstrategie Hessen, Ministerium für Umwelt, Energie, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, Januar 2010, Seite 19

[2] Quelle: Nachhaltigkeitsstrategie Hessen, hessische Staatsregierung , August 2011, Seite 6

[3] Quelle: Neue Energie für Thüringen, Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Technologie, Juni 2011, Seite 14

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1 Gedanke zu „Photovoltaikausbau: Die Länder machen’s vor“

  1. Hallo,
    jetzt scheint wirklich die Bundesregierung die Fukushima-Katastrophe schon vergessen zu haben. Denn die Solarenergie-Kürzung soll ja nun auf einmal sehr drastisch gesenkt werden!
    Das ist definitiv ein Schritt in die falsche Richtung!
    Grüße

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